Mersand hat seinen Ursprung im Jahr 2007. Damals schrieb ich gerade an der ersten Fassung meines Thrillers Migräne. In einem Nachtzug von München nach Berlin kam mir der Song „Nighttrain to Munich“ von Al Stewart in den Sinn und ich hatte die Idee, mich von dem Song zu einer Geschichte inspirieren zu lassen. Meine Fahrt im Nachtzug von München verlief ereignislos. Ganz anders ergeht es der Protagonistin Klara in der Geschichte „Nachtzug nach München“, die ein Jahr später im fünften und letzten Band von Bisse und Küsse beim Querverlag erschien.
Klara schlägt sich als Mädchen für alles mehr schlecht als recht durchs Leben, Kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag kommt ein merkwürdiger Mann mit Hut in ihr Büro und bietet ihr einen lukrativen Auftrag an: Sie soll im Nachtzug einen Koffer nach München bringen.
Wer den Song von Al Stewart kennt, wird ein paar Zeilen aus dem Text in der Geschichte in leicht abgewandelter Form wiederkennen. So soll Klara den Mann auf dem Bahnsteig unter der Uhr treffen. („Meet me at the station underneeth the clock.“) Im Zug soll sie eine Zugbegleiterin mit einem Fleck auf der Weste treffen („Look for the conductor. And there will be a stain on his tunic“) und der Mann warnt Klara, wie gefährlich der Auftrag ist, wenn etwas schief geht, wird sie nicht mehr zurückkommen („Or you‘ll never never never never come back.“). Klara nimmt den Auftrag trotzdem an, schon um ihren 30. Geburtstag nicht feiern zu müssen und den Verkupplungsversuchen von Zwillingsschwester Marie zu entgehen.
Regina Nössler, die den Text damals lektorierte, meinte, die Geschichte sei ein sehr guter Anfang für einen Krimi. Ich fand das auch und so begann die Idee für Mersand in mir zu reifen. Ich schrieb aber erst einmal „Migräne“ zu Ende und danach „Am Ende des Fegefeuers“. Und so wurde es 2014 bis ich mit dem Schreiben von „Mersand“ begann. Im Juni 2016 wurde ich damit fertig.
Die Geschichte „Nachtzug nach München“ bildet tatsächlich den Beginn von „Mersand“, allerdings in stark überarbeitet. Aus Klara wurde Jojo, später Mersand, eine Figur, deren Geschlecht nicht eindeutig ist. Aber das Wesentliche ist geblieben: Im Zug geht etwas schief, es kommt zu Verwechslungen, Jojo bandelt mit Luise an, Zwillingsschwester Marie ist in die Koffergeschichte verwickelt und am anderen Morgen ist Luise tot, Jojo findet sie neben einem Koffer voll Geld und kann der Versuchung nicht widerstehen, damit abzuhauen.